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Das Leben darf leichter werden

15.01.2023

Dieser Satz, den die wundervolle Beatrix Rehrmann während meiner Zeit in Wershofen gesagt hat, berührte mich ganz besonders. Wünschen wir uns das nicht alle? Wer empfindet sein Leben nicht als schwer? Wer kann schon von sich selbst behaupten: „Mein Leben ist leicht und ausnahmslos voller Freude!“ Es gibt tatsächlich welche in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, die das voller Stolz behaupten können, aber was ist bei ihnen anders als bei den anderen?

Ich habe mir diesen Satz zu meinem Motto gemacht und fahre ihn als Werbung an meinem Auto spazieren. Die Reaktionen darauf sind sehr unterschiedlich. So sprach mich jemand mit folgenden Worten darauf an: „Oh, Sie vermitteln bestimmt Reinigungskräfte? Ich könnte sehr gut Hilfe gebrauchen!“ Interessant! Diese Person empfindet offensichtlich die regelmäßige Reinigung ihres Wohnraumes als „schwer.“ Ein Herr, der offensichtlich total gestresst war, drückte ich einfach meine Visitenkarte in die Hand. Er las den Satz und stöhnte laut: „Das Leben darf leichter werden? Ja, das will ich auf jeden Fall. Egal was es ist…ich möchte das!“

Wir alle haben unsere Rucksäcke durchs Leben zu tragen. Alle haben ihre Themen, die aber sehr unterschiedlich sind. In der Vergangenheit habe ich manchmal gedacht: „Wow, diese Person hat aber ein leichtes und wundervolles Leben. Sie hat einen leichten und wunderschönen Rucksack! Sie hatte einen tollen Mann, eine Bilderbuchfamilie, war finanziell gut aufgestellt, selbständig, machte regelmäßig und oft Urlaub im Jahr, was jeder via Facebook und Instagramm verfolgen konnte – beneidenswert!“ Heute weiß ich, dass dieser „Rucksack“ nur nach außen hin ganz besonders schön aussah, schöner Stoff, Glitzersteine und alles lenkte davon ab, die Wahrheit zu sehen. Nämlich, dass dieser Rucksack gefüllt war mit Wackersteinen und diese Person die größte Kraftanstrengung brauchte, um nicht unter dieser Last zusammenzubrechen. An jedem einzelnen Tag! Ihr Leben war in Wirklichkeit schwer, ein Kraftakt und es ging immer nur darum, durchzuhalten. Niemandem zu zeigen, was wirklich los ist. Das erfuhr ich aber erst, als sie eine Sitzung mit mir hatte, weil sie kurz vor dem Zusammenbruch stand. Ich wage zu behaupten: „Das kennen wir alle!“ Jeder in unterschiedlichen Bereichen, aber wir kennen es. Aber warum versuchen wir alle zu verbergen wie es wirklich ist?

Warum ist das so? Weil wir es von klein auf gelernt haben: „Stell dich nicht so an! Reiß dich zusammen! Augen zu und durch! Indianerherz kennt keinen Schmerz!“ und, auch ein ganz wichtiger Anteil dabei: „Was sollen denn die anderen sagen? Da muss ich mich schämen! Stell dir vor, wenn die Leute reden! Das ist so peinlich!“ Und, wollten wir peinlich sein? Nein, natürlich nicht. Wir alle haben gelernt, lieb, brav, nett und angepasst zu sein, um uns so die Liebe der Eltern zu verdienen. Natürlich haben auch einige einen anderen Weg gewählt, nicht den der Anpassung, sondern den der Rebellion. Die, die immer dagegen waren, sich früh für den Kampf entschieden haben. Den Kampf gegen die Eltern, gegen die Familie, gegen die Regeln, gegen das System usw. Aber ist dieses Leben leichter? Wohl eher nicht. Es ist einfach nur anders schwer.

Was machen also die Menschen, die sich ein wirklich leichtes Leben „erschaffen“ haben? Anders, als die, die noch täglich bis zur Erschöpfung in ihrem Hamsterrad ihre Runden drehen?

Sie haben sich die Schwere bewusst gemacht und alles in ihrem Leben konsequent verändert, damit es leichter wurde. War das leicht? Zunächst nicht! Hat es sich gelohnt? Auf jeden Fall! Was können wir also von Ihnen lernen?  Wir können Inventur machen und alle Bereiche unseres Lebens reflektieren. Aber wer sagt uns, welchen Weg wir einschlagen sollen? Und jetzt wird es interessant: Wir haben einen inneren Kompass. Das ist vielen nicht bewusst. Wir haben alles in uns, was wir brauchen, um ein glückliches, zufriedenes, gesundes und erfülltes Leben zu führen. Dieser Kompass ist unser Herz. Es reagiert mit Freude, Glück und Euphorie auf den „richtigen Weg, die richtige Idee.“ Und im Gegensatz dazu reagiert es beim „falschen Weg, der falschen Idee“ mit Widerstand, inneren Schwere, Traurigkeit und Frustration.

Bei unserer Inventur können wir sämtliche eigene Aussagen und Gedanken auf Wahrheit überprüfen, z. B. muss ich 6 Tage in der Woche 12 Stunden am Tag arbeiten? Oder geht es auch anders. Welche Möglichkeiten habe ich? Und wieder fällt mir ein Icon innerhalb der BodycodeApp ein, die darauf hinweist, dass wir oft unsere eigenen Möglichkeiten begrenzen und nicht offen sind für Neues, weil wir derzeit noch nicht in der Lage sind, sie wahrzunehmen und für uns in Anspruch zu nehmen. Auch diese Blockaden können gelöst werden, damit wir in der Lage sind, neue, völlig andere Wege wahrzunehmen und sie für uns in Anspruch zu nehmen.

Ich habe im letzten Jahr die wundervolle Erfahrung machen dürfen, wie gut es tut, sich selbst zu erlauben, den eigenen Anspruch auf Perfektion loszulassen, Verletzlichkeit zuzulassen und sich mit anderen darüber auszutauschen. Auf einmal waren die anderen auch in der Lage, sich so zu zeigen und sich zu öffnen, egal was die anderen denken. So entstanden neue Kontakte, Netzwerke und Freundschaften. Diese Vernetzungen führten dazu, dass wir uns untereinander aushelfen und unterstützen konnten. Das Leben wurde leichter, weil wir unsere Rucksäcke auspackten und den Inhalt mit anderen teilen konnten, die gerne bereit waren das ein oder andere Teil ein Stück des Weges für uns mit zu tragen. Wie schön und wieviel leichter kann das Leben sein, wenn wir uns als Gemeinschaft betrachten und uns selbst erlauben unsere Masken abzulegen und uns authentisch und verletzlich zu zeigen.

Perfektion gibt es nicht. Wir streben etwas an, das wir nie erreichen werden. Wie frustrierend und belastend ist das? Lasst uns damit aufhören und stattdessen leben und uns und andere so annehmen wie wir sind, ohne zu verurteilen. Dann wird unser aller Leben leichter werden. 

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