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Der verlorene Zwilling

11.01.2023

In den mehr als 100 Sitzungen, die ich im letzten halben Jahr gegeben habe, gab es sehr viele unglaubliche und tief gehende Situationen. Aber die Zusammenarbeit mit einer Klientin hat mich ganz besonders stark berührt. Sie kam zu mir, weil sie keine Freude und kein Glück empfinden konnte. Sie beschrieb es folgendermaßen: „Ich habe ein wundervolles Leben, eine glückliche Beziehung, bin finanziell abgesichert. Wir können uns viele Urlaube leisten, aber ich bin nicht glücklich. Dabei sollte ich es doch sein, oder? Aber ich bin nicht in der Lage mich wirklich von Herzen zu freuen, zu lachen, Glück und Euphorie oder Ausgelassenheit zu empfinden. Ich fühle mich permanent wie betäubt.“

In der ersten Sitzung konnten wir eine Mauer lösen, die sie unbewusst um ihr Herz gebaut hatte. Dann gab es noch einige eingeschlossene Emotionen, die im Herzen manifestiert waren und die ich ablösen konnte. Damit verbunden gab es weitere Ungleichgewichte, die sich auf unterschiedlichen Ebenen zeigten und die ich in mehreren Sitzungen wieder ins Gleichgewicht brachte. Es war wie eine Zwiebel, die Schicht für Schicht geschält wurde. Und dann zeigte sich bei dieser Klientin eine tiefe Traurigkeit. Sie beschrieb, dass sie morgens bereits mit einer Schwere auf der Brust und einer tief empfundenen Traurigkeit aufwachte und oft und viel weinte. Das war interessant. Eigentlich könnte man doch erwarten, dass der Bodycode ihr helfen sollte, statt ihren Zustand zu verschlimmern. Aber hatte er sich wirklich verschlimmert? Nein, ganz im Gegenteil! Die Arbeit mit dem Bodycode hatte bewirkt, dass eine Schicht von Ungleichgewichten nach der anderen abgelöst wurde, so dass ein ganz bestimmtes Thema „hochkommen konnte,“ das vorher tief verborgen in ihrem Unterbewusstsein schlummerte.

Es ist fast wie archäologische Arbeit. Wir gruben und kamen tiefer, tiefer und mit jeder Sitzung tiefer und irgendwann waren wir am Kern des Themas angekommen. Ich erinnere mich noch genau an diese Sitzung, in der wir das Thema: „Tiefe Traurigkeit mit besonders heftig empfundener Schwere auf dem Brustkorb“ eingaben. Als größtes damit verbundenes Ungleichgewicht wurde der „Bruch des Energiekörpers Herz in zwei Teile“ angezeigt und was dann kam, hatte ich noch nie erlebt. Damit verbunden waren ausnahmslos pränatale eingeschlossene Emotionen, also Emotionen, die meine Klientin als Fötus im Mutterleib eingeschlossen hatte. Diesen Bruch des Herzens hatte sie ca. in der 8. Schwangerschaftswoche. Es zeigten sich folgende pränatale Emotionen: Schock, Entsetzen, Verlassenheit, Herzschmerz, Verzweiflung, Trauer, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Aussichtslosigkeit, Verlorenheit, Versagen, Schuldgefühl, Überforderung… Was war passiert? Es ließ sich fast an den pränatalen Emotionen „ablesen.“ Sie war nicht allein im Mutterleib gewesen. Wir testeten ihr Unterbewusstsein und erfuhren, dass es ihre Zwillingsschwester war, die mit 8 Wochen abgegangen war. Im Gespräch mit ihrer Mutter erfuhr die Klientin nach der Sitzung, dass die Mutter zu Beginn der Schwangerschaft eine leichte Schmierblutung gehabt hatte, sich dann aber gezeigt hat, „dass alles in Ordnung war.“ Sie hatte ihr Kind nicht verloren. Nein, dieses Kind hatte sie nicht verloren, aber dafür ein anderes, von dem sie nie etwas gewusst hatte, dass sie nie gekannt und somit auch nie vermisst hat. Aber meine Klientin hat ihre Zwillingsschwester ganz bewusst wahrgenommen, sie von Herzen geliebt, diese Verbundenheit mit allen Sinnen genossen, bis sie abgegangen ist. Der Bodycode zeigte es ganz klar und deutlich und alle offenen Fragen dazu konnten zuverlässig vom Unterbewusstsein meiner Klientin beantwortet werden. Zusätzlich zeigte sich eine Energiekörper-Körper-Abkopplung. Das passiert häufig in emotionalen Schocksituationen (oft beim Verlust eines geliebten Menschen). Hierbei koppelt sich der Energiekörper (der Geist, die Seele) vom Körper ab, weil der Verlust so schmerzhaft ist, dass man ihn nicht mehr ertragen kann. Wir gehen raus aus dem Körper, weil wir nicht mehr in der Lage sind, diese überwältigenden Gefühle auszuhalten. Es ist ein reiner Schutzmechanismus vom Unterbewusstsein.

Meine Klientin hatte nur noch eine sehr geringe Verbindung zu ihrem Körper, so dass es nicht verwunderlich war, dass sie sich zeit ihres Lebens „wie betäubt“ gefühlt hat, abgekoppelt, nicht in der Lage, sich selbst zu spüren. Denn um zu fühlen, braucht man eine 100%ige Verbindung zwischen Energiekörper und Körper, die wir während dieser Sitzung nicht wieder herstellen konnten. Wir leiteten diesen Prozess ein und es dauerte Wochen Verarbeitungszeit, bis diese Verbindung zu 100% wieder hergestellt war. Auch die Verbindung der beiden Herzhälften brauchte einige Zeit.

Zunächst einmal war sie überrascht und auch etwas ungläubig: „Kann das wirklich sein? Hat es nach über 50 Jahren Lebenszeit heute noch Auswirkungen auf mein Leben, dass ich angeblich als 8 Wochen alter Fötus meine Zwillingsschwester im Mutterleib verloren habe?“ Das durfte erst einmal verarbeitet werden. Während dieser Verarbeitungszeit wurden ihr viele Themen bewusst, die sie sich mit genau diesem frühen Verlust erklären konnte. Sie meldete sich einige Tage nach der Sitzung bei mir und teilte mir mit, dass vieles, dass sie in ihrem Leben immer empfunden hat, mit dieser Erkenntnis einen Sinn machte. Diese tiefe Schuld, die sie immer empfand, eine Todessehnsucht, sich selbst Freude zu versagen u.v.m. Und dann kam die Trauer über die verlorene Zwillingsschwester, die ich ebenfalls begleiten durfte. In dieser Zeit schickte mir meine Klientin ein Bild, dass sie gemalt hatte. Es zeigte ein Herz, ihr Herz, mit dem Riss in der Mitte, der einmal ein Bruch gewesen war. Gebrochen in dem Moment, als sie ihre Zwillingsschwester verloren hatte. Sie malte ihr Herz mit einigen Pflaster und malte viele Anteile dazu, die ihr halfen, ihre Trauer zu verarbeiten. Was ebenfalls auffiel war, dass in der Mitte des Bruches ein Stern leuchtete. Darin stand der Anfangsbuchstabe des Namens, den sie ihrer Zwillingsschwester im Prozess der Trauerarbeit gegeben hat. Ihre Schwester, mit der sie sich jetzt so verbunden fühlt und die als Stern über sie wacht und wie ein Schutzengel, eine positive, schützende Energie immer an ihrer Seite ist. Ein sehr kraftvoller und tröstender Gedanke!

Und so kamen immer mehr Themen an die Oberfläche. Bei den Folgesitzungen zeigten sich zunächst mentale Energien, wie z. B. den Willen zu sterben. Sie erinnerte sich daran, dass sie als Kind immer Herzrhythmusstörungen gehabt hatte und deshalb oft im Krankenhaus war. Es zeigten sich Glaubenssätze wie „Ich hasse mich,“ – „Ich verdiene keine Vergebung!“ – „Ich werde niemals Frieden finden.“ – „Ich verdiene keine Liebe!“ – „Ich habe Schuld!“ Wir lösten sie ab, wir kehrten sie um und tatsächlich zeigten sich in der nächsten Sitzung Erfolge, denn in den mentalen Energien kam nicht mehr der Wille zu sterben, aber stattdessen zeigte sich „Kein Willen zu leben.“ – „Sich selbst die Freude am Leben zu versagen.“ Was stand dahinter? Ganz klar die Schuld. Sie hatte sich unbewusst die Schuld am Tod ihrer Schwester gegeben und trug diesen Rucksack seit Jahrzehnten auf ihrer Schulter, ohne nur zu ahnen, wo sie sich ihn wann und warum auf geschultert hatte. Gedanken wie: „Meine Schwester ist tot. Ich wäre auch lieber tot, dann wäre ich bei ihr. Ich erlaube mir nicht ein glückliches Leben zu führen. Ich darf mich nicht freuen.“, blockierten sie nachhaltig auf völlig unbewusster Ebene.

Aber mit jeder Sitzung, jedem umgekehrten Glaubenssatz wurde das Leben meiner Klientin etwas leichter, klarer, konkreter. Die Todessehnsucht war weg. Die tief empfundene Traurigkeit und der Seelenschmerz, den sie körperlich empfunden hat, ebenfalls. In der letzten Sitzung, am Anfang diesen Jahres zeigten sich, neben einiger anderer Ungleichgewichte, in den mentalen Energien „Kein Wille, andere zu lieben“ und „Kein Wille, anderen Menschen zu vertrauen.“ Natürlich ist sie heute noch nicht in der Lage dazu, weil sie die Erfahrung gemacht hat, dass es sie zerrissen hat, als sie jemanden bedingungslos und aus ganzem Herzen geliebt und dann verloren hat. Deshalb fällt es ihr auch heute noch schwer, anderen zu vertrauen, sich ihnen zu öffnen und sich verletzlich zu zeigen. Natürlich hat sie eine Beziehung und lebt diese Partnerschaft, aber blieb dabei immer an der Oberfläche. Es ging nie in die Tiefe, in die Liebe, in die Herzverbundenheit. Aber jetzt, wo diese Themen nach und nach geklärt wurden, ist es möglich und meine Klientin ist voller Aufbruchstimmung. Ein neues Jahr, völlig neue Möglichkeiten und ein ganz anderes Leben mit tief empfundener Freude, Liebe und Dankbarkeit kündigt sich an. Wer hätte ahnen können, dass so viel Schmerz und Trauer tief in ihr verborgen lagen? Das war ein langer und harter Prozess und ich bin voller Dankbarkeit, dass sie mir ihr Vertrauen geschenkt hat und ich sie in diesen Prozessen begleiten durfte. 

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